Die Stimmung ist gigantisch, die Musik mitreißend – wer sich die Videos von Marita Hansels Reisen ansieht, den hält es kaum auf den Sitzen.

Die Inhaberin des „Kreuzfahrt-Planer“ in Georgsmarienhütte veranstaltet Jazz-Fluss-Kreuzfahrten, und das bereits seit zehn Jahren mit großem Erfolg. Wie so oft begann alles mit einer Schnapsidee. „Mein Reisebüro war ursprünglich in einem Ausstellungsraum in einem historischen Industriegebäude untergebracht“, erzählt Hansel. Dort fanden mehrfach im Jahr Lesungen und auch Konzerte statt. „Da sich mein Schreibtisch quasi mitten im Geschehen befand, war ich immer vor Ort, falls jemand eine Reise buchen wollte.“

Auch der beste Boogie-Woogie-Pianist Europas kam mehrfach für Konzerte in den Ausstellungsraum. „Er berichtete von seinem Engagement mit anderen Jazz-Größen wie Paul Kuhn auf einer Hochsee-Jazz-Kreuzfahrt und weckte so mein Interesse.“ Ein Wort habe das andere ergeben. „Und irgendwann komponierte sich etwas zusammen, was ungefähr so geklungen haben muss: ,Einer macht Musik und einer macht Kreuzfahrten – wollen wir nicht eine eigene Jazz-Kreuzfahrt organisieren?‘“.

Gesagt, getan. Marita Hansel fing an, bei Reedereien nachzufragen. „Es war gar nicht so einfach, ein Schiff zu bekommen“, berichtet sie von den Anfängen. Bei Transocean habe sie schließlich Erfolg gehabt. Sie habe die Option für das gesamte Schiff erhalten, wofür sie heute noch sehr dankbar sei. „So konnte ich die Kabinen ohne Risiko vermitteln.“

Da die akquirierten Musiker auf ihren Konzerten ordentlich die Werbetrommel rührten, war die erste Jazz-Kreuzfahrt fast ausgebucht. Es ging auf den Rhein. Die „Riverboat Jazz Party“ sei ein voller Erfolg gewesen, sagt Hansel. Von diesem beflügelt, machte sich die Reiseexpertin gleich im Anschluss an weitere Planungen und gründete einen neuen Reiseveranstalter, „um einen Einfluss auf das Geschehen an Bord zu haben“ und um beispielsweise besondere Ausflüge gestalten zu können.

Um das Engagement der Musiker kümmert sich Marita Hansels Bekannter, alles andere liegt in den Händen der Kreuzfahrt-Expertin, die sich durch Jazz-Kreuzfahrten mittlerweile ein zweites Standbein aufgebaut hat. „Auf allen Reisen sind deutsche und internationale Jazzmusiker dabei, die wir aus Australien, den USA, Japan oder Großbritannien einfliegen lassen, zum Beispiel Jazz-Legende Scott Hamilton.“

Mindestens vier, meist aber sieben Nächte dauern die Jazz-Flussreisen. Mehrere Konzerte gibt es pro Tag. Highlights sind die abendlichen Konzerte in den umgestalteten Panorama-Lounges. Aber auch das familiäre Miteinander tagsüber, wenn die Gäste mit ihren Stars plaudern können, sei einzigartig, sagt Hansel.

Beworben werden die Kreuzfahrten, bei denen stets 40 bis 50 Prozent Neukunden dabei sind, per Newsletter, über eine Internetseite und per Flyer. „Einen Großteil der Bewerbung übernehmen die Musiker über ihre eigenen Konzertankündigungen.“

Ein bis zwei Reisen finden pro Jahr statt – „und ich schaue immer, dass wir in einem Gebiet unterwegs sind, wo wir noch nicht waren, was langsam schwierig wird“, sagt Hansel und lacht. Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit. „Es kann immer mal etwas schiefgehen, zum Beispiel durch Niedrigwasser“, erzählt die Reiseexpertin. „Zweimal konnten wir den Hauptflügel erst an einem anderen Hafen an Bord bringen, da mussten dann die Musiker umdisponieren“, fügt sie hinzu. Zum Glück seien die Gäste meist sehr verständnisvoll.

Die nächste Fahrt führt im Juli auf die Ostsee, wo wir wahrscheinlich den 1500. Gast begrüßen dürfen. Und es gebe bereits Reservierungen, „obwohl die Kunden weder die Musiker noch den Preis kennen“.